Dieses Jahr 2007 fallen Ost- und West-Ostern auf einen Tag. Die Osterbräuche in Ost und West haben viel Gemeinsames, aber auch viele Besonderheiten. Wenn Sie die Russen fragen, was ihnen der Feiertag bedeutet, werden Sie kein Wort über Osterhase hören, sondern Osterkuchen, gefärbte Eier, der Ostergottesdienst und Friedhof.
Jahr | Osternsonntag in der westliche Kirche |
Osternsonntag in der Orthodoxe Kirche |
2007 | 8. April | |
2008 | 23. März | 27. April |
2009 | 12. April | 19. April |
2010 | 4. April | |
2011 | 24. April | |
2012 | 8. April | 15. April |
2013 | 31. März | 5. Mai |
2014 | 20. April | |
2015 | 5. April | 12. April |
2016 | 27. März | 1. Mai |
2017 | 16. April |
Der Grund, warum orthodoxe und katholische Ostern nicht auf gleichen Tag immer fallen sind der Mond und der Kirchenkalender (die Unterschiede zwischen gregorianischen und julianischem Kirchenkalender s. Silvester und Weihnachten in Russland) Wer das selbst nachvollziehen will, sollte Kalender und astronomische Tabellen hervorholen und der kirchenhistorisch begründeten Gebrauchsanweisung folgen.
So werden Sie folgendes feststellen: Das russisch-orthodoxe Osterfest kann also niemals vor dem 3. April sein. Das westliche Osterfest also niemals vor dem 22.März. Nach orthodoxer Regel muss das Osterfest jedenfalls zudem auf einen Sonntag nach dem jüdischen Pessah-Fest fallen, wodurch es noch seltener zu einem Zusammenfallen der Osterfeste kommt. (Das russische Wort пасха [paskha] übrigens- stammt auch vom judischen Wort "Pessah".) An die in Russland gebräuchlichen Regeln zur Oster-Berechnung halten sich alle orthodoxen Kirchen außer der finnischen.
Aus der Tabelle links können Sie sehen, wie oft Ost- und West-Osternsonntage
auf ein Datum fallen.
Die Gebrauchanweisung finden Sie auf der Seite von
aktuell.RU
Die Nacht zum Ostersonntag läutet das Ende der Fastenzeit ein. Beim großen Festgelage dürfen neben den bunten Eiern die typischen Osterspeisen Kulitsch und Paskha (Osterbrot mit Quark) auf keinen Fall fehlen. Die Rezepte dafür finden Sie bei aktuell.RU: Sie werden am Samstag frisch zubereitet.
Schon am "sauberen Donnerstag" werden die Eier gefärbt. Traditionell werden Eier rot gefärbt. Heutzutage werden Eier an Ostern mit allen möglichen Farben und Verzierungen versehen - die Idee wurde also weiterentwickelt. Traditionell wird auch in Russland mit Zwiebelschalen gearbeitet, die den Eiern eine hell- bis dunkelbraune Farbe verleihen. Außerdem wurden die Eier früher auch häufig mit alten Wollfäden umwickelt und gekocht, um noch andere Färbungen zu erreichen. Es gibt sogar den russischen Glauben, dass, wer sich im eierfarbenen Wasser wäscht, im nächsten Jahr mit Gesundheit und Schönheit belohnt wird. Die Eier werden entgegen deutschen Brauchtums in Russland nicht versteckt und gesucht. Sie werden einfach als Geschenke überreicht und zwar an jeden Bekannten und Verwandten.
Traditionell nimmt man Osterkuchen und Eier mit in die Kirche, um sie zu weihen. Schon am Samstagabend versammeln sich festlich gekleidete Menschen, gläubige und Atheisten, Kinder und Erwachsene zu der festlichen Messe. Diese Tradition stammt von sehr alten Zeiten, wenn man geglaubt hat, dass die Teufelskreaturen in der Nacht vor Ostern besonders böse wurden. Nach dem Sonnenuntergang trauten sich die Leute nicht mehr auf die Straße, weil sie in jeder Katze eine Hexe und in jedem Hund einen Teufel sahen. Die Kirche war dagegen ein sicherer Zufluchtsort. Diese Tradition konnte erstaunlicherweise sogar die Sowjetischen Zeiten überleben, wenn alles "kirchliches" verboten war.
Der Gottesdienst am Abend vor Ostersonntag der wichtigste des ganzen Jahres. Doch diese mehrstündige Prozedur in der Osternacht erfordert von den Gläubigen einiges Durchhaltevermögen. Meist dauert er von halb zwölf Uhr nachts bis drei Uhr morgens. Sitzplätze gibt es in orthodoxen Gotteshäusern nur wenige.
Fast mystisch wirkt die Zeremonie auf den fremden Besucher. Gegen Mitternacht tritt der Geistliche mit einer großen Kerze in der Hand in die versammelten Reihen und spricht die nahezu magischen Worte "Christus ist auferstanden". Die Gläubigen antworten ihm im Chor: "Fürwahr, er ist auferstanden."
Ein wenig später schreitet der Pope gemäßigten Schrittes durch die Massen Richtung Ausgang. Es ist Zeit für den Kreuzgang. Er symbolisiert den Weg der Jünger, die dem auferstandenen Christus entgegen gingen. Zusammen mit seinen Gläubigen geht der Geistliche einmal um die Kirche - entgegen dem Uhrzeigersinn. Mitgeführt werden neben den Kerzen auch Flaggen, das Evangelium und die Ikone der Auferstehung Christus. Nach dem Gang um die Kirche wird der Gottesdienst fortgesetzt. Gehen drei Uhr nachts gehen auch die letzten nach Hause.
Am Ostersonntag feiern sie weiter im Kreise der Familie. Und zusammen mit allen Verwandten wird der (geweihte) Kulitsch oder Osterbrot angeschnitten.
Jahr für Jahr pilgern Millionen Russen am Ostersonntag auf die Friedhöfe und trinken an den Gräbern ihrer Angehörigen ein Gläschen Wodka. Der Gang auf den Friedhof ist ein Überbleibsel aus der Sowjetzeit. Weil es damals verpönt oder gar verboten war, in die Kirche zu gehen, besuchten die Gläubigen die Gräber ihrer Nächsten und begingen dort das Osterfest.
Schnell entwickelte sich daraus eine Art Volksfest, so dass bis heute viele Menschen, ob gläubig oder nicht, zum Friedhof spazieren und dort ein Picknick mit Kulitsch, Pascha und Ostereiern veranstalten. Viele sitzen auch auf den Friedhofsbänken und füttern Vögel mit ein paar Brotresten. Die Stimmung der meisten Besucher ist ausgelassen. Ostern ist schließlich Tag der Wiederauferstehung, also ein Festtag der Lebenden und nicht der Toten.
Eine andere Erklärung für den Brauch, an Ostern auf den Friedhof zu gehen, besteht darin, dass das Fest oft mit dem Beginn des eigentlichen Frühlings zusammenfällt, der Schnee gerade geschmolzen ist und viele Gräber tatsächlich gepflegt werden müssen. Für das Andenken an die Verstorbenen gibt es bei der orthodoxen Kirche einen speziellen Gedenktag, der zehn Tage nach Ostern begangen wird. Doch da dieser "Tag der Eltern" auf einen Werktag fällt, sind viel weniger Menschen auf dem Friedhof als zu Ostern.
Auch die Behörden haben sich mit der Sitte schon abgefunden. Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow richtete in den vergangenen Jahren wegen des großen Andrangs zusätzliche Buslinien zu den Friedhöfen der russischen Hauptstadt ein. Die orthodoxe Kirche ist mit diesem Brauch allerdings nicht einverstanden. Einige beschuldigten den Bürgermeister, die Verletzung des Kirchenkanons mit seinen Aktionen zu unterstützen.
(Mehr über die Bedeutung des Wortes "Sonntag" lesen Sie im Infokästchen unten.)
Zu Ostern grüßen sich die meisten Russen mit den Worten "Che-We" (XB). Auch Kirchen und das russische Ostergebäck werden mit den Buchstaben XB verziert. Wundern sie sich nicht! Es handelt sich dabei keineswegs um neue Geheimcodes des FSB.
Die kyrillischen Buchstaben XB ist Abkürzung und kommt aus dem Kirchenslawischen. XB steht für "Christus woskres" (Kirchenslawisch: "Христос воскресе") – was soviel bedeutet wie "Christus ist Auferstanden." Diese Wörter stehen oft auf Postkarten. So was, wie "Frohe Ostern!" werden Sie kaum auf den russischen Osterpostkarten finden.
Wer zur Osterzeit in Russland unterwegs ist, sollte sich auch nicht wundern, wenn er von Wildfremden mit den Worten "Христос воскрес!" [chrisstoss wasskrjess] (Christus ist auferstanden) angesprochen und zudem noch geküsst wird. Die Antwort sollte lauten: "Во истину Воскрес" [waisstinu wasskrjess!] – Er ist tatsächlich auferstanden.
Textauszüge, sowie die Bilder stammen von der Internetzeitung Russland-Aktuell.RU
Lernen Sie auch über Ostern auf Russisch zu erzählen:
- Немецкая пасха - Artikel mit Übungen in der Leseecke
- Brief-Assistent - Erzählen Sie Ihre Ansprechpartner über Ostern und stellen Sie die Fragen.
Am welchen Tag der Woche ist Christus auferstanden?Für die Russen wäre es keine Quiz-Frage. Воскресение - so heißt auf Russisch Sonntag. Es ist das gleiche Wort, das man während Ostern zu "Auferstehung" verwendet. Es ist kein Zufall. "Воскресение" - Es war der Tag der Woche an dem Christus auferstanden ist. Zu Ostersonntag sagt man Светлое Христово Воскресение (wörtlich: "Frohe Christus Sonntag"). Interessant aber auch der Fakt, dass die Namen der Wochentage sehr ähnlich in allen slawischen Sprachen sind, außer Sonntag. Z.B. im Ukrainischen oder Slowakischem heißt Sonntag [nidilja], was mit dem anderen russischen Wort "неделя" [nidjelja] - Woche - der gleiche Ursprung hat. (Weitere Informationen darüber lesen Sie in der Rubrik "Erste Wörter" Tipp von "Wochentagen" |